Dienstag, 18. November 2008

in meiner Stadt.....


die stadt, in der ich nun schon seit vierzig jahren lebe, gehört zu den eher kleinen städten, hat aber eine sehr alte geschichte. die erste urkundliche erwähnung soll 834 erfolgt sein.

ich lebe hier sehr gerne. im laufe meines lebens habe ich sowohl in kleinen städten als auch in der großstadt gelebt, und die entscheidung, auf dauer in einer kleinstadt sesshaft zu werden, war eine ganz bewusste entscheidung.
die lebensweise in kleineren städten unterscheidet sich doch in sehr vielen dingen von der lebensweise in der großstadt, wenngleich ich es für sehr wichtig halte, auch dort einmal für längere zeit zu leben. vor allem, wenn man in der kleinstadt aufgewachsen ist, dann ist es sicher für eine offenere weltsicht förderlich, auch einmal eine weile in einer richtig großen stadt zu leben. man lernt dann doch, manches gelassener oder lockerer zu sehen, wird auch meistens in allem etwas flotter, und das ist nicht nur modisch gemeint.
wenn ich alleine schon darüber nachdenke, was ein kleinstädter entfernungsmäßig als "weit" empfindet und sich scheut, diese strecke zu fuß zurückzulegen, bei uns dann lieber das fahrrad nimmt - und dann zurückdenke, welche entfernungen ich so in der großstadt täglich zu fuß bewältigt habe, von der straßenbahn-haltestelle bis zur arbeitsstelle, in der pause schnell durch die fußgängerzone, dann von der haltestelle wieder bis zu wohnung, da kam schon etliches zusammen, ohne dass ich es als besonders "weit" empfunden hätte. denn die wirklich weiten wege machte man ja mit irgendwelchen verkehrsmitteln, meistens den öffentlichen.
allerdings habe ich es auch sehr viel so erlebt, dass die meisten nach der arbeit dann wieder "für sich" waren und man vielfach wenig, außer dem, was derjenige selbst von sich preisgab, von seinen kollegen wusste. man kannte weder seine wohnung, geschweige seine eltern oder geschwister.
so etwas ist in einer kleineren stadt oft anders, zwangsläufig.
es passiert des öfteren, dass man auf kollegen trifft, mit deren geschwistern man z.b. in einer klasse war, oder man kennt irgendwelche verwandten, meistens weiß man, "wo der oder die aus dem haus kommt".
ich persönlich finde das nicht tragsich, aber es gibt auch andere meinungen darüber.
doch alle dinge haben ja immer zwei seiten.
kommt jemand z.b. aus einer gutbürgerlichen familie, so sind seine chancen, einen ausbildungsplatz zu bekommen, obwohl er evtl. soeben in einer phase ist, wo man meint, man müsse sich durch einen extremen kleidungsstil von anderen absetzen, trotzdem nicht unbedingt aussichtslos, denn man kennt die familie und seinen sozialen hintergrund und hat auf grund dessen dann trotzdem vertrauen, "dass der schon wieder zurechtkommt". das könnte in der anonymeren großen stadt evtl. schwieriger sein.
umgekehrt hat es natürlich jemand, der aus einer familie mit schlechtem ruf stammt (worin der auch immer begründet sein mag), selbst aber ehrgeizig, klug und tüchtig ist, sicher hier schwerer, eine chance zu bekommen. zumindest muss er sich oft doppelt anstrengen als ein anderer.
ich fühle mich hier jedoch sehr wohl, die gegend gefällt mir gut, erinnert sie mich doch in vielen dingen an die mark brandenburg, in der ich meine kindheit verbracht habe. allerdings gab es dort noch mehr wasser, nicht nur einen fluss wie hier, sondern viele, viele seen.
dafür gibt es hier aber die schönen klinkerhäuser, putzbauten sind nahezu unbekannt, wirken eher exotisch in dieser gegend.

das ist unser rathaus, in diesem jahr 800 jahre alt geworden.

die halbrunden bögen auf dem rathausgiebel stellen symbolisch steuerräder von schiffen dar und sollen an die zeit der hanse erinnern.


das rathaus von der seite.
ganz in der nähe ist ein weiteres wahrzeichen unserer stadt, die gymnasialkirche, ein barockbau, der seinerzeit für die zöglinge des jesuiten-kollegs errichtet wurde. das besondere daran sind die figuren außen und innen, die alle einen jugendlichen habitus besitzen, dadurch wirkt die kirche sehr "jung". da auch die sitzbänke für eher jugendliche popos berechnet wurden, sind gottesdienste dort allerdings nicht sehr "entspannend".
gleich hinter dem rathaus befindet sich das stadthaus, dessen ältester teil früher von einem arzt errichtet und bewohnt wurde, das interessante türschild weist noch auf seinen berufsstand hin.

was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die tatsache, dass auch bei neu- und umbauten darauf geachtet wird, dass das alte stadtbild harmonisch bleibt.
dieses gebäude ist gerade fertiggestellt worden und fügt sich meiner meinung nach nahtlos in das ältere ambiente ein.


früher gab es in meppen auch eine burg, leider existiert sie nicht mehr. nur ein rest des alten zeughauses ist noch zu sehen.

tritt man näher, um neugierig durch das tor zu lugen, hat man einen fast etwas südländisch anmutenden anblick vor sich:

um dann bei noch näherem hinsehen festzustellen, dass man sich an einer außenstelle des amtsgerichtes befindet:

die alte rentei beinhaltet in der heutigen zeit das stadtmuseum und steht an einer exponierten stelle, da ist ihr auffallendes farbkleid ein schöner hingucker.


auch die einkaufspassagen haben so ein wenig etwas von "guter stube" ;-)



die älteste noch erhaltenene straße heißt "im sack" und wurde in den letzten jahren gänzlich saniert. ich finde, das ergebnis kann sich sehen lassen.


sehr schön finde ich auch, dass mitten durch die stadt mehrere flüsse fließen, die ems, der dortmund-ems-kanal, die hase und die radde. so hat man immer wieder ausblicke aufs wasser.

und mit dem fahrrad (welches hier mehr benutzt wird als die eigenen füße) ist man am stadtrand sofort "bei mutter grün"



und da niemand vom fahrrad absteigen will, um seinen unrat zu entsorgen, hat man netterweise große müllkörbe aufgestellt, die direkt vom fahrrad aus zu befüllen sind und man auch gleich noch sportliche zielübungen veranstalten kann mit seiner bananenschale u.ä. ;-)

und mit diesem bild unserer "emsländischen spezialität" will ich dann auch meinen lobgesang auf meine heimatstadt beenden.

3 Kommentare:

Gudi hat gesagt…

Hallo WuBru!
Du hast deine Heimat mit allen Vorzügen und Nachteilen ganz toll beschrieben und bebildert. Ich finde es überaus interessant zu sehen, wie es in anderen Gegenden aussieht, die Eigenheiten eines Landstriches zu erfahren. Danke dir dafür!

Frieda hat gesagt…

Grüß Dich Wubru!

Boah,Eure Stadt ist wunder-wunderschön! Ich muss mir das nochmal ganz genau ansehen. Sehr schöne Fotos hast Du da gemacht.
Und jetzt muss ich mir ansehen,was es in Deinem Blog sonst noch so gibt....;-).
Ich habe erst heute daher gefunden,aber es wird sicher nicht das letzte mal sein,daß ich hierbin.
liebe Grüße aus Österreich
Frieda (Biene100 ;-) )

Frieda hat gesagt…

Servus Wubru!
Nochmals ich....

Ich hab gerade den ganzen blog durchstöbert und festgestellt,daß ich es mir erspare ein neues "Gartengeschichtenbuch" zu kaufen. Nicht nur Deine Fotos,besonders die Texte sind ganz große Klasse.Du schreibst wunderbar.Ich freue mich schon auf Dein nächstes Posting.
lg Frieda