Sonntag, 28. Dezember 2008

die Zeit zwischen den Jahren

.... habe ich schon seit eh und je besonders genossen. als kind waren es die tage, an denen man seine neuen spielsachen das erste mal so richtig erproben konnte und vor allem, was mir immer die größte freude machte, die zu weihnachten neu bekommenen bücher in ruhe durchschmökern konnte.
es waren noch ferien, auch die freundinnen hatten zeit und neues zum spielen bekommen und die erwachsenen waren froh, wenn sie dann endlich ihre ruhe haben konnten und waren auch ein wenig milder gestimmt als vor dem ganzen feiertagsrummel.


und jetzt, als längst erwachsene frau, geht es mir immer noch so. früher als junge mutter waren das die tage, an denen die kinder, genau wie wir früher, mit ihren geschenken glücklich und zufrieden beschäftigt waren. das kochen hielt sich ebenfalls in grenzen, denn meistens waren sowieso alle noch irgendwie von den tagen vorher satt und ich hatte, wie die meisten frauen in jungen jahren, sowieso immer viel zu reichlich vorgesorgt.
wie es sich gehörte, war die wohnung ja bereits vor den feiertagen auf hochglanz (schon wegen des besuches) gebracht worden, so dass auch die tägliche hausarbeit auf ein minimum beschränkt werden konnte. es war also wieder die zeit des wohligen ausruhens und genießens und trotzdem wartens auf den beginn eines neuen jahres.
selbst jetzt noch, nachdem ich längst gelernt habe, dass ein gelungenes weihnachtsfest nicht unbedingt von einer gut geputzten wohnung und üppigem essen abhängt, finde ich die zeit nach den eigentlichen feiertagen in gewisser weise schöner als die feiertage selbst.
sicher, die erwachsenen kinder sind inzwischen alle wieder in ihre eigenen wohnungen entschwunden, das ruft ein wenig bedauern hervor, denn es war sehr schön, sie wieder mal alle um sich zu haben.
aber so richtig zu einigen dingen, die mit dem weihnachtsfest verbunden sind, komme ich eigentlich erst jetzt!
da ist zum einen der baum selbst.
mein mann und ich trinken um diese zeit unseren tee im wohnzimmer und zünden dazu die kerzen am baum an. jetzt habe ich muße, mir ihn in aller ruhe und in der beginnenden dämmerung intensiv anzusehen.
ich schmücke ihn gerne, meistens ein paar tage vor dem 24. 12. und lasse mir auch zeit dabei. es ist stets ein fast deckenhohes exemplar, welches alljährlich mit den "gesammelten werken" vieler familienjahre behängt wird.

ein bunter, fröhlicher baum. ein wenig wie ein kinderbaum, aber auch nicht nur - auch sehr schöne glaskugeln späterer dazukäufe kommen mit dran. glaskugeln wie seifenblasen, kugeln mit weißem überzug und handgemaltem goldmuster, wie schnee wirkend,
....kugeln, die aussehen, als seien sie aus murano-glas.
kugeln aus neuerer zeit, die auch dunkle matte muster zeigen, ich mag z.b. auch die braunen kugeln sehr gerne, sie haben etwas geheimnisvolles....

an jedem teil des baumschmucks hängen irgendwelche erinnerungen, so wird es ja bei den meisten sein. aber es macht mir freude, mir alle diese dinge so in ruhe beim kerzenschein anzusehen, darüber nachzusinnen, wie viele weihnachten ich nun schon erlebt habe und zu hoffen, dass es noch viele weitere sein werden. ein wenig davon zu träumen, ob irgendwann vielleicht auch einmal enkelkinder den vor fast dreißig jahren von meinem mann ausgesägten und selbst bemalten holzschmuck freudig betrachten werden.
dieser mond z.b. war stets der liebling meiner tochter und auch heute noch freut sie sich, wenn sie ihn wieder im baum erkennt.
lametta wird heutzutage ja nicht mehr so genommen, aber wir haben noch das alte aus stanniol und sammeln es alljährlich wieder ordentlich von den zweigen, um es im nächsten jahr erneut zu verwenden. es mag altmodisch sein, aber für mich gehört das geglitzer und geflimmer irgendwie zur ganzen weihnachtsoptik dazu und ohne lametta erscheint mir der baum immer noch irgendwie "nackt". wahrscheinlich bin ich durch die lametta-behangenen bäume meiner kindheit doch nachhaltig geprägt worden.

und natürlich "echte" kerzen, die werden bei uns wohl immer tradition bleiben! allerdings habe ich seit einigen jahren noch zusätzlich eine kleine lichterkette im baum, so für das leuchten "zwischendurch". aber es geht doch irgendwie nichts über richtigen kerzenschein, und dadurch, dass man dann den baum nicht so häufig "anmacht" und man auch gezwungen ist, die kerzen im auge zu behalten, schaut man auch wohl intensiver und genauer hin.
aber zwischen den jahren ist nicht nur das betrachten des weihnachtsbaumes meine freude!
ich bin dann immer von einer art wohliger faulheit erfasst. und da durch reichliche vorräte und der in den festtagen genossenen köstlichkeiten der drang sowohl nach einkäufen als auch nach üppigem essen nicht sehr ausgeprägt ist, ist es auch möglich, diese faulheit ohne gewissensbisse auszuleben.
immer noch bekomme ich gerne bücher zum fest und genieße es, diese dann einfach mal so tagsüber zu durchschmökern. es wird viel telefoniert, die freunde haben ja auch fast alle jetzt zeit, so dass auch längere telefonate möglich sind.
in diesem jahr meint es das wetter ganz besonders gut mit uns, denn wir haben seit langem mal wieder strahlende tage und klirrenden frost. da tut es gut, gelegentlich auch einmal frische luft zu atmen und den winter zu spüren.
unser ausgedehnter spaziergang führte uns einmal nicht in den nahen wald oder durch die siedlung, sondern nach kurzer autofahrt ins grenzüberschreitende moorgebiet, welches ich zu dieser jahreszeit noch nie besucht hatte.
stille, sanfte farbtöne in braun, grau, erdfarben und lohgelb gab es zu sehen. blauer, weiter himmel, ganz stilles weites wasser, viele vögel, die dort auf der durchreise rasten, stille und leichter wind. eine sehr schöne atmosphäre, das auge konnte schweifen und die gedanken sich klären und das innere zur ruhe kommen.



morgen werde ich einen gang durch den garten machen, werde schauen, wieviele der zwiebelblüher schon ihre vorwitzigen grünen spitzen durchs erdreich stecken und werde mich freuen, dass das neue jahr unaufhaltsam naht und mit ihm auch der beginn des neuen gartenjahres sich nähert.
noch ist mein drang nach gartenarbeit nicht allzu ausgeprägt, doch die vorfreude wächst bereits.

heute fiel mir ein weihnachtsgruß in plattdeutscher sprache in die hand. ich fand ihn wunderschön, vor allem, wenn man in der lage ist, diese sprache auch laut zu lesen. ich liebe diesen klang.

hier ist der text:

Wi al sünd Engels, gebor'n in't Lücht.
Dor sind wi to Huus, doch wi weten dat nicht.

Wi sünd unnerwegens, uns Weg is de Tied.
un diesse Weg de ist faak wiet.

In de Deept van de Nacht, löben wi uns alleen,
doch midden in't Düstern kommt to uns geheem,
en Stern, en Erinnern, en sachten Klingen.

En Moment van Vertro'n let Leevde in uns klingen,
En Weten dat seggt, noit sind wir verlor'n,
der Stern de uns schient is in uns geborn.

(und hier die (etwas freie) übersetzung)

Wir alle sind Engel, geboren in's Licht.
Dort sind wir zuhaus, doch wir wissen das nicht.

Wir sind unterwegs, unser Weg ist die Zeit.
Und dieser Weg, der ist noch weit.

In der Tiefe der Nacht, fühlen wir uns allein,
doch mitten im Dunkeln kommt zu uns geheim,
ein Stern, ein Erinnern, ein sachtes Klingen.

Ein Moment von Vertrauen lässt Liebe in uns klingen.
Ein Wissen, das sagt, wir sind nicht verloren,
der Stern, der uns scheint, ist in uns geboren.

2 Kommentare:

Gudi hat gesagt…

Hallöchen!

Liebe liebe Grüße in den Norden aus der eiskalten Mitte Hessens. Kein Schnee in Sicht, dafür -11,5° vergangene Nacht.

Interessant, dass die erwachsenen Kinder so sehr am Weihnachtsschmuck aus ihren Kindertagen hängen. Ich glaube, beim Anblick des geschmückten Baumes werden wir alle wieder ein wenig Kind.

Alles Gute und Gesundheit für 2009
Gudi

Monika hat gesagt…

Hallo Wubru,
ja auch bei uns ist es so, daß ich noch immer den ersten selbstgebastelten Weihnachtsschmuck meiner erwachsenen Kinder aus Kindergartentagen aufhänge. Das ruft soviele schöne Erinnerungen wach.
Liebe Grüße Monika