Sonntag, 18. Januar 2009

Klootscheeten


wenn es draußen kalt wird, dann ergreift den emsländer eine seltsame unruhe! es drängt ihn, gemeinsam mit freunden, kollegen oder sonstiger geselliger runde, eine außerhalb des emslandes wohl eher unbekannte "sportart" auszuüben: das klootscheeten

nicht, dass es jemand mit dem in ostfriesland betriebenen boßeln verwechselt! nein, das klootscheeten (klootschießen) folgt anderen regeln und wird von den meisten emsländern auch eher als fröhlicher spaß während der trüben monate verstanden, denn als ernstzunehmende sportart betrieben.


die utensilien, die man dazu braucht, sind folgende:

die kloots

sie bestehen entweder aus holz oder kunststoff mit einem messingkern und haben ungefähr 14 cm durchmesser und 4 cm dicke. jede mannschaft bekommt einen kloot mit einer farbigen markierung zur unterscheidung.

des weiteren braucht man noch so etwas ähnliches wie eine "schöpfkelle", um die kloots bei bedarf aus den straßengräben angeln zu können, und eine harke, um sie aus sträuchern o.ä. wieder heraus zu bekommen.


die regeln sind recht einfach:

man bildet mindesten zwei mannschaften mit der gleichen anzahl personen
die mannschaften bringen den kloot jeweils durch geschicktes aufsetzen auf dem boden zum rollen, was möglichst weit sein soll.
es "wirft" der erste aus einer mannschaft, der kloot rollt und kippt dann mal näher, mal weiter, um. dort bleibt er liegen und wird "beobachtet".
dann ist die andere mannschaft dran mit werfen.
nun werden die abstände der beiden kloots verglichen, und jede mannschaft spielt von dem punkt, wo der kloot zum liegen kam, weiter.

dabei ist immer die mannschaft am zuge, deren kloot weiter zurück liegt und zwar muss dort immer wieder jemand anderes "werfen", bis ihr kloot den anderen kloot überholt hat.
sieger ist die mannschaft, deren kloot vorne liegt, wenn alle mitspieler der gegnerischen mannschaft dran waren. die siegermannschaft erhält einen punkt und die nächste runde beginnt. die mannschaft, die dann am ende die meisten punkte hat, ist sieger!

wir treffen uns alljährlich im januar mit den ehemaligen kollegen von GG und deren frauen zu dieser wintergaudi und haben dann unseren spaß, wie viele andere gruppen auch, auf die wir unterwegs treffen.
es gibt nämlich regelrechte "kloot-strecken", das sind zwar keine extra dafür ausgewiesenen straßen, vielmehr werden sie zu diesem zwecke einfach okkupiert. natürlich muss auf evtl. verkehr rücksicht genommen werden, doch bei solchen wegen wie diesem hier z.b. hält sich das in grenzen.


wollt ihr uns bei unserem gang begleiten und das spiel beobachten?
dann kommt doch einfach mal mit und schaut zu:

etwas nicht ganz unwichtiges will ich aber auch noch schnell vorstellen:
der "bollerwagen" mit fester und flüssiger stärkung für unterwegs!
diese wagen sind ausgeklügelte konstruktionen, z.t. mit vorrichtungen für die flaschen, mit radio, mit lampen. es gibt da ganz erstaunliche konstruktionen, je nach einfallsreichtum der bastler

.zuerst losen wir die mannschaften aus. natürlich soll niemand mogeln, deshalb wird der hut mit den nummern recht hoch gehalten. nicht dass etwa die herren "unter sich" bleiben können!


dann geht es los!

so sieht die handhaltung aus, es wird also nicht direkt "geworfen", sondern mehr so aufgesetzt wie beim kegeln.


und nun mit schmackes!


alles zur seite, der kloot kommt!!!!!
wer nicht aufpasst, kann ganz schöne prellungen bekommen!

nach dem auch die andere mannschaft dran war, wird verglichen, welche farbe denn nun vorne liegt. der nächste werfer aus der zurückliegenden farbe ist dann dran. in dieser konstellation wie auf dem foto wäre das ein werfer von der roten mannschaft.


so geht es immer die straße lang und den kloots hinterher.


da aber nicht alle straßen schnurgerade verlaufen und an einigen wegen auch gräben sind, gibt es dann gelegentlich auch kleine "störungen".



dann muss das werkzeug zum einsatz kommen! manchmal passiert es auch, dass man ziemlich lange suchen muss, um das teil im trüben wasser wieder zu finden! wir haben auch schon kloots dabei eingebüßt, aber auf grund solcher überraschungen haben die meisten dann reservekloots dabei.



nach solchen aufregungen und anstrengungen ist dann natürlich auch ein päusken zur stärkung vonnöten. man stärkt sich mit glühwein oder anderen aufmunternden getränken, und fachsimpelt ein wenig über die gegenseitigen chancen der mannschaften.



nach ungefähr der hälfte der strecke muss es dann meistens außer den geistigen getränken auch ein wenig feste nahrung geben, denn der aufenthalt in der frischen luft und das "spazierengehen" machen hungrig.




danach ist es dann auch langsam zeit, den könig oder die königin auszuschießen!
dazu wird eine mit wasser gefüllte flasche, die zur scherbenvermeidung in eine plastiktüte gehüllt ist, in die mitte eines abgegrenzten feldes gestellt. jede mannschaft versucht nun mit gezielten würfen, die flasche zu treffen und zu zerschmettern.


das ist nicht so einfach, wie es vielleicht scheint, denn der kloot läuft beileibe nicht immer dahin, wohin man es gerne hätte. oft genug will man schon jubeln, und dann läuft er doch haarscharf dran vorbei. aber irgendwann ist es dann soweit:


die flasche ist getroffen!

meistens werden zwei majestäten ausgeklootet, und fast immer haben wir danach sowohl einen könig als auch eine königin. selbstverständlich bekommen die majestäten auch ihren königsorden umgehängt.

ein gruß an die untertanen!

ein wichtiger job bei diesen ganzen aktionen ist auch der punkte-notierer!
er muss gut aufpassen, und wird auch selbst beobachtet, damit er auch die punkte der jeweils richtigen mannschaft gutschreibt, schließlich soll ja alles mit rechten dingen zugehen!


aber er hat alles im blick!

so geht es dann kloot werfender weise auch die ganze strecke wieder zurück. bis dann wegen einbruch der dunkelheit das spiel beendet wird.


in einer nahen gaststätte haben wir schon das essen bestellt, und jeder ist inzwischen froh, endlich wieder im warmen sitzen zu können und noch ein wenig spaß miteinander zu haben.
übrigens, meistens wird bei dieser gelegenheit grünkohl gegessen, der um diese jahreszeit dann auch richtig gut schmeckt. es gibt auf vielen dörfern auch extra klootscheet-partys, wo sich dann viele mannschaften am ende ihresr tour einfinden, gemeinsam grünkohl essen und anschließend das tanzbein schwingen.
aber da wir alle schon zu den älteren semestern gehören, halten wir es etwas ruhiger und belassen es bei der netten unterhaltung und dem essen.




5 Kommentare:

Monika hat gesagt…

So, wieder was Neues dazugelernt. Klootscheeten -
Bei uns im Schwarzwald hab ich noch nie von was Ähnlichem gehört, wahrscheinlich der Hügel wegen.
Liebe Grüße Monika

Gudi hat gesagt…

Hallo WuBru, das ist eine tolle Sache. Gerade in der trüben Zeit, wo man kaum mit der Nase vor die Türe kommt und selbst die Nachbars selten sieht. Was für eine Gaudi, man sieht richtig, wieviel Spass ihr hattet.
Ich finds schön, wenn solche Traditionen gepflegt werden.

VLG Gudi

Margrit hat gesagt…

Hallo Wubru,
das war ein interessanter Bericht. Aber ähnlich dem Boßeln ist es doch ein bisschen, denke ich.
LG Margrit

Frieda hat gesagt…

Ufffff...boah....
ich glaub,das muss ich mir nochmal langsam durchlesen....

Ihr schaut jedenfalls alle entspannt und fröhlich aus dabei. Und so solls ja auch sein.Man soll ja nicht nur spielen um zu gewinnen,nicht? Die Spielermenge ist auch gerade richtig. Wenns zuviele wären,wärs eh nicht mehr so gemütlich,oder?

Bei uns wär das undenkbar,-von solch geraden Strassen können wir nur träumen!

lg Frieda

Sigrun hat gesagt…

Na sowas! Nur ein klitzekleines Bild von dir! Das ist unfähr.
Wieder was gelernt, und wenn man dafür einen Orden bekommt, würd ich glatt mal mitmachen.
Bewegung an frischer Luft hat ja noch keinem geschadet!

Al